Klare Richtlinien, Struktur und Ordnung

Organisation der NÖ Feuerwehren

Eine Organisation wie die Feuerwehr mit rund 99.000 Mitgliedern will auch entsprechend verwaltet und organisiert werden. Ohne Organisation und Struktur würde es auf Dauer nicht funktionieren. Innerhalb des Feuerwehrwesens gibt es eine streng hierarchische Führungs- und Organisationsstruktur. Grundlage bildet das NÖ Feuerwehrgesetz.

Organisation Feuerwehr

In Niederösterreich sorgen rund 1700 freiwillige Feuerwehren flächendeckend für die Sicherheit von ca. 2 Millionen Einwohnern. Zusammen mit knapp 90 Betriebsfeuerwehren bilden diese den NÖ Landesfeuerwehrverband. Der Verantwortungsbereich und die Organisation der Feuerwehren ist im Feuerwehrgesetz geregelt, das vom NÖ Landtag beschlossen wird. Als Geschäftsstelle fungiert das NÖ Landesfeuerwehrkommando, mit Sitz in Tulln. Die erste freiwillige Feuerwehr Niederösterreichs wurde 1861 in Krems gegründet. Mittlerweile verfügen die Feuerwehren im gesamten Bundesland über 99.000 ehrenamtliche Mitglieder.

Es gibt in ganz Niederösterreich übrigens keine einzige Berufsfeuerwehr. Sprich, alle Einsätze werden von freiwilligen Mitgliedern bewältigt. Die Organisationsstruktur beginnt in der örtlichen Feuerwehr. Mehrere Feuerwehren werden zu Unterabschnitten, zumeist auf Gemeindeebene zusammengefasst. Die Unterabschnitte sind Bestandteil von Feuerwehrabschnitten, die wiederrum den jeweiligen Bezirksfeuerwehrkommanden unterstellt sind. Als höchste Feuerwehrinstanz gilt das in Tulln angesiedelte Landesfeuerwehrkommando.


Sicherheit bringt Lebensqualität

Niederösterreichs Feuerwehren erkennen sowohl die fachliche als auch menschliche Kompetenz der Mitglieder als zentrale Ressource unserer gesellschaftlichen Entwicklung. Die Feuerwehr pflegt einen kameradschaftlich unterstützenden Umgang, der von Respekt im Bewusstsein gegenseitiger Verantwortung getragen wird.

Die Ziele der NÖ Feuerwehren:

  • Rettung von Menschenleben und Sachwerten
  • Durch gemeinschaftliche Anstrengungen unseren Lebensraum sicherer zu gestalten, sowie durch vorbildhaftes und kompetentes Helfen aktives Vorbild in unserer Gesellschaft sein

Die Gelöbnisformel

„Ich gelobe, meinen Dienst als Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr stets gewissenhaft zu erfüllen, meinen Vorgesetzten gehorsam zu sein, Disziplin zu halten, und wenn notwendig, mein Leben einzusetzen, um meinen Mitmenschen zu helfen.“


Der NÖ Landesfeuerwehrverband

Der NÖ Landesfeuerwehrverband besteht aus den im Feuerwehrregister eingetragenen rund 1.700 Freiwilligen Feuerwehren sowie den Betriebsfeuerwehren. Sowohl der NÖ Landesfeuerwehrverband wie auch alle Feuerwehren sind Körperschaft öffentlichen Rechtes.

Dem NÖ Landesfeuerwehrverband obliegen:

  1. Die einheitliche Gestaltung der Organisation der Feuerwehren,
  2. Ausübung der Dienstaufsicht über verbandsangehörigen Feuerwehren,
  3. Die allgemeine und besondere Ausbildung der Feuerwehrmitglieder,
  4. Die Weiterentwicklung der technischen und organisatorischen Maßnahmen zur Erfüllung der den Feuerwehren obliegenden Aufgaben,
  5. Die Schaffung von Einrichtungen, die Wohlfahrts- und Fürsorgezwecken für die Feuerwehrmitglieder und deren Angehörigen,
  6. Die Ehrung verdienter Feuerwehrmitglieder und sonstiger Personen, die sich um die Feuerwehr verdient gemacht haben,
  7. Die Pflege der Zusammenarbeit mit anderen nationalen und internationalen Feuerwehrorganisationen, sowie
  8. Die Schaffung von Einheiten zur Besorgung von Aufgaben der überörtlichen Feuerpolizei.


Das NÖ Feuerwehr- und Sicherheitszentrum

Um für diese Einsatzanforderungen gerüstet zu sein, werden neue Feuerwehrmitglieder für ein Jahr in der eigenen Feuerwehr ausgebildet. Danach können sie aus einem vielseitigen Kursangebot im NÖ Feuerwehr- und Sicherheitszentrum (vormals "NÖ Landesfeuerwehrschule")  in Tulln wählen. Diese Ausbildungsstätte steht den Kursteilnehmern gratis zur Verfügung. Bei mehrtägigen Lehrgängen haben sie auch die Möglichkeit in der Unterkunft des NÖ FSZ zu nächtigen. Im Jahre 1933 wurde die erste Ausbildungsstätte für die NÖ Feuerwehren in Wr. Neustadt gegründet. 17 Jahre später übersiedelte die "Landes-Feuerwehrschule" nach Tulln. Mit Beschluss der Landesregierung im Jahre 1954 wird die Schule als Anstalt des Landes geführt. Seither wurde der Ausbau und die Vergrößerung der Schule kontinuierlich weitergeführt. Im Frühjahr 2019 erfolgte eine Umbenennung und Reorganisation der Schule in "NÖ Feuerwehr- und Sicherheitszentrum".

Der Weg ins neue Jahrtausend war gekennzeichnet von moderner Ausbildungsmethodik und dem Streben, alle Inhalte an den Stand der Technik und die Bedürfnisse der Feuerwehren anzupassen. Außerdem ist die Schule Prüfstelle für Feuerwehrgeräte. Aus diesem Kontakt zur Industrie ist es möglich, den Feuerwehren die technischen Entwicklungen verfügbar zu machen. Einzigartig in Österreich ist die Tatsache, dass die NÖ Landes-Feuerwehrschule selbst auch eine Feuerwehr ist. Sie steht dadurch den Feuerwehren des Landes zur Verfügung um sie mit Rat und Tat zu unterstützen.

Fortbestand des Feuerwehrwesens

Mit der Feuerwehrjugend wird der Fortbestand des freiwilligen Feuerwehrwesens langfristig gesichert. Viele Feuerwehren rekrutieren ihren Nachwuchs hauptsächlich aus der Feuerwehrjugend, sichern dadurch ihren Fortbestand und leisten dabei auch wertvolle Jugendarbeit. Die Freiwilligen Feuerwehren mit ihrer jahrzehntelangen Tradition können nur dann getrost in die Zukunft blicken und ihre Aufgaben für das allgemeine Wohl erfüllen, wenn sie sich ihren Nachwuchs sichern, indem sie sich frühzeitig um die Jugend bemühen und sie für das Feuerwehrideal begeistern. Die Nachwuchssicherung ist das hauptsächliche und glaubhafte Motiv für die Jugendarbeit in den Freiwilligen Feuerwehren.


Es ist ein interessantes Phänomen, dass die Jugendarbeit in der Feuerwehr Erfolge gerade in einer Zeit aufweisen kann, in der andere Organisationen um ihren Fortbestand bangen müssen. Der Feuerwehr kommt dabei zugute, dass in ihr jeder junge Mensch ohne Ansehen des Standes, der Religion und der politischen Herkunft und Überzeugung seinen Platz findet und dass diese „Ungebundenheit“ für viele Eltern mit ein Grund ist, ihr Kind der Feuerwehrjugend anzuvertrauen. Wenn wir bereits von den jungen Menschen Leistungen verlangen und ihnen lösbare Aufgaben übertragen, werden sie auch bereit sein, sich ausbilden zu lassen und dafür Zeit aufzubringen. Schließlich sollen die jungen Menschen in der Feuerwehrjugend nicht nur lernen, mit Feuerwehrgeräten umzugehen, sondern alle jene „Feuerwehrtugenden“ anzueignen, die sie als aktive Feuerwehrmitglieder dringend brauchen: für eine kontinuierliche Weiterentwicklung der NÖ Feuerwehrjugend. 5.500 Mädchen und Burschen zwischen 10 und 15 Jahren sind derzeit in einer der 550 Gruppen der NÖ Feuerwehrjugend organisiert. Mit dem 15. Geburtstag werden die jungen Feuerwehrmitglieder in den Aktivstand übernommen. Das heißt, jetzt dürfen sich auch bei Einsätzen mitfahren.

Sonderdienste des NÖ Landesfeuerwehrverbandes

Zur Erfüllung der gesetzlichen Auf gaben werden vom Landesfeuerwehrkommandanten Sonderdienste des NÖ Landesfeuerwehrverbandes aufgestellt. Derzeit bestehen folgende Sonderdienste:

  • Feuerwehrstreife
  • Flugdienst
  • Sprengdienst
  • Strahlenschutzdienst
  • Tauchdienst
  • Versorgungsdienst
  • Waldbrandbekämpfung

Aufgaben der Sonderdienste sind Spezialeinsätze im Rahmen der örtlichen und überörtlichen Feuerpolizei, Einsätze zur Bekämpfung örtlicher und überörtlicher Gefahren sowie Einsätze im Rahmen des Katastrophenhilfsdienstes, soweit der dafür notwendige Ausrüstungs-, Mannschafts- und Ausbildungsstand gegeben ist. Die Sonderdienste sind auch eingerichtet, über Anforderung bei Einsätzen nach anderen gesetzlichen Regelungen Hilfe zu leisten. Der Landesfeuerwehrkommandant stellt für jeden Sonderdienst ein eigenes Kommando auf. Dieses besteht aus: Kommandant, Kommandantstellvertreter und Leiter des Verwaltungsdienstes. Dieses Kommando verwaltet und betreut den Sonderdienst.



Die NÖ Feuerwehren - Zahlen, Daten, Fakten

  • Freiwillige Feuerwehren: 1.600
  • Betriebsfeuerwehren: 90
  • keine Berufsfeuerwehr

Personenstatistik

  • Gesamtmitglieder: 100.000
  • Aktive: 76.000
  • Reserve: 18.700
  • Feuerwehrjugend: 7.400
  • Kinderfeuerwehr: 1.000

  • Frauenanteil: 8.500
  • Altersdurchschnitt der aktiven Mitglieder: 38 Jahre
  • Jeder 17. Niederösterreicher ist Mitglied einer freiwilligen Feuerwehr


Die Finanzierung der freiwilligen Feuerwehren Niederösterreichs steht auf mehreren Säulen. Eine der wichtigsten Einnahmequellen stellt die Eigenfinanzierung dar. Etwa die Hälfte aller Investitionen werden aus Einnahmen von Festen und Spendenaktionen finanziert. Der Rest wird vom Land Niederösterreich und den Gemeinden aufgebracht.

(* Datenstand Juli 2023 - Zahlen gerundet)

Einsatzspektrum der NÖ Feuerwehren

Das Einsatzspektrum der freiwilligen Feuerwehren reicht von der Pkw-Bergung oder Menschenrettung nach Verkehrsunfällen, über die Brandbekämpfung bis zum wochenlangen Einsatz nach Naturkatastrophen. Immer wieder wird Niederösterreich von gewaltigen Überschwemmungen, Sturm- oder Schneefronten belastet. Neben ihrer ursprünglichen Aufgabe der Feuerbekämpfung, sieht sich die moderne Feuerwehr von heute mit neuen Herausforderungen konfrontiert. Besonders gefordert werden die Einsatzkräfte dabei von Verkehrsunfällen mit teils schwer verletzten Opfern, komplizierten und aufwändigen Tierrettungen, Schadstoffunfällen zu Land und Wasser, Evakuierungen nach Elementarereignissen und damit auch die Notversorgung der Bevölkerung mit lebensnotwendigen Gütern, wie Essen, Trinken aber auch Strom.

Stephan Pernkopf

LH-Stellvertreter

+43 (2742) 9005 - 12700

170 Millionen Euro Ersparnis

Die landesweite Einsatzstatistik der freiwilligen Feuerwehren unterstreicht, dass jeder in die Ausrüstung investierter Cent bestens angelegt ist. Die freiwilligen Feuerwehren Niederösterreich werden gemeinsam mit den 89 Betriebsfeuerwehren jährlich zu etwa 70.000 Notfällen alarmiert. Dafür, sowie für den Übungs- und Dienstbetrieb wenden die ehrenamtlichen Mitglieder 8,5 Millionen Arbeitsstunden auf. Umgerechnet auf einen fiktiven Stundenlohn von 20 Euro, ersparen die freiwilligen Feuerwehren dem Steuerzahler jährlich 170 Millionen Euro.

Dietmar Fahrafellner, MSc.

Landesfeuerwehrkommandant

+43 57122 33 101
dietmar.fahrafellner@feuerwehr.gv.at

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