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12.10.2022

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Internationale Katastrophenhilfsübung in Rumänien

::: Mittwoch: 23:05 Uhr :::

Vor Kurzem traten 82 Feuerwehrmitglieder mit 24 Fahrzeugen und zwölf Booten den Weg zur internationalen Katastrophenhilfeübung nach Rumänien an.

Das Übungsszenario:
In einem fiktiven Staat kam es aufgrund langanhaltender und starker Regenfälle zu Überschwemmungen . Im Betroffenen Gebiet leben ca. 400.000 Menschen. Mehrere tausend Menschen mussten evakuiert werden, es gibt zahlreiche Tote, Verletzte und Vermisste.
Der Staat forderte über den EU-Zivilschutzmechanismus mehrere Hilfs-Module an. Niederösterreich stellt das flood rescue using boats (FRB)-Modul bereit.
Ziel der Übung ist die Zusammenarbeit mit Einsatzkräften und Modulen anderer Staaten bzw. dem Modul aus Salzburg. Vor Ort wird ein autarkes Camp errichtet, in dem die NÖ Feuerwehrmitglieder die nächsten Tage verbringen. Insgesamt nehmen über 500 Personen verschiedenster Nationen an der Übung teil.

Im Zuge der Übung findet auch die Rezertifizierung des flood rescue using boats (FRB)-Modul des NÖ Landesfeuerwehrverbandes statt. Das Modul war bereits vergangenen Sommer bei der Flutkatastrophe in Belgien im Einsatz.



::: Donnerstag/Freitag Vormittag :::

Der erste Übungstag war für die Niederösterreichischen Kräfte durchaus fordernd und durch die Übungsleitung wurde gezielt Stress erzeugt, um zu beobachten, wie unter Druck über längere Zeit hindurch ein Einsatz durchgeführt und die entsprechende Leistung abgerufen werden kann.
Nach Eintreffen im Bereich Sibiu war eine fiktive Grenzkontrolle zu durchlaufen. Hierzu erhielt die Einsatzleitung Koordinaten. Dieser Punkt musste in einer gewissen Zeit erreicht werden, wobei bestimmte Hauptverkehrswege nicht zu benützen waren, da Übungsannahme war, da diese nicht mehr befahrbar waren. Aus diesem Grund musste eine alternative Ausweichroute gefunden werden, die den Konvoi, der in weiterer Folge geteilt wurde, über enge Bergstraßen direkt in das Zielgebiet führte.

Gegen 18:45 Uhr trafen die Feuerwehrmiglieder aus Niederösterreich am Zielort ein und es wurde einerseits damit begonnen, das autarke Camp zu errichten. Andererseits wurden die Wasserdienstkräfte gesammelt, die ohne Zeit zu verlieren wieder ausrückten, um auf einem nahegelegenen Stausee Menschenrettungen durchzuführen. Dabei war die Übungsannahme, dass zahlreiche Menschen von einer Flutwelle überrascht wurden und sich im Umkreis des Gewässers aufhalten. Besondere Bedachtnahme wurde dabei auf Menschen gelegt, die sich in Baumkronen flüchteten. So wurde ein Boot mit einer Leiter ausgerüstet, um diese gegebenenfalls zum Einsatz zu bringen. Während der Übung ereilten die Niederösterreichischen Bootskräfte immer wieder Meldungen über gekenterte Boote und im Wasser treibende Personen. In enger Zusammenarbeit mit rumänischen Feuerwehrkräften wurden die Menschenrettungen aus dem Wasser und aus den Uferbereichen durchgeführt.
Während dieser Übung erhielten die im Camp mit den Aufbauarbeiten beschäftigten Kräfte die Meldung, dass ein Deutsches Kontingent auf einem anderen Stausee Unterstützung bei der Menschenrettung benötigt. Mit Flachwasserbooten rückten Niederösterreichische Kräfte aus und unterstützten auch dort bei der Rettung von Personen.
Bei all den Übungen und Übungssequenzen erfolgte eine genaue Beobachtung und Bewertung von Mitgliedern der EU-Zivilschutzagentur. Bewertungskriterien sind besonders die Einhaltung aller Sicherheitsbestimmungen, die internationale Zusammenarbeit und die Kommunikation in englischer Sprache sowie die erfolgreiche Erfüllung des Einsatzauftrages.
Nach mehreren Stunden dauerhafter Übung und der fiktiven Rettung unzähliger Menschen konnten die Niederösterreichischen Kräfte in das Camp einrücken.
Am heutigen Tag geht es unvermindert weiter. Am frühen Morgen fand ein Briefing mit verschiedenen Führungskräften anderer internationaler Kräfte im Niederösterreichischen Führungsunterstützungscontainer („FUCO“) statt. Dabei wurden die Aufträge für den heutigen Tag ausgegeben. Diese werden bestimmt nicht weniger umfangreich.

Der Vormittag wurde außerdem dazu genutzt, die Einsatzbereitschaft der Ausrüstung aufrecht zu erhalten.

::: Freitag Nachmittag :::

Zu Mittag rückten die ersten Kräfte zu einem Übungsszenario aus. Bei einem Staudamm wurden ca. 150 Personen vermisst. Aufgabe der Niederösterreichischen Einsatzkräfte war es, wie schon am Tag zuvor, in enger Abstimmung mit den örtlichen Feuerwehrkräften Menschen im Wasser und am Ufer aufzufinden und zu retten. Dabei wurden mehrere Menschen erfolgreich gerettet. Außerdem wurde ein Schäfer mit seiner Schafherde und dem Schäferhund gerettet. Im Einsatz standen drei Feuerwehrrettungsboote sowie zwei Flachwasserboote.
Seitens der Einsatzleitung wurde ein Zwei-Schicht-System eingeführt, um die dauernde Belastung der Einsatzkräfte auch über längere Zeit aufrechterhalten zu können. So verblieb ein Teil der Mannschaft im Camp, um sich für den bevorstehenden, abendlichen Einsatz vorzubereiten und ausreichend zu erholen.
Doch aus dieser Erholung wurde nichts. Auf Grund eines Bombenfunds musste das komplette Camp evakuiert werden. Dank eines Evakuierungsplanes und einem eingehenden Briefing, wie sich die Mannschaft im Falle einer Evakuierung zu verhalten hat, lief diese reibungslos ab. Alle im Camp anwesenden Personen trafen sich im Sammelplatz. Da im Ernstfall nicht sicher ist, ob oder wann die Mannschaft wieder in das Camp zurückkehren kann, hat jedes im Einsatz stehende Feuerwehrmitglied einen Notfallrucksack. In diesem befindet sich Ausrüstung, mit der man mehrere Tage, abgeschnitten von der Außenwelt überleben kann. Auch dieser wurde von allen vorbildlich bei der Evakuierung aus dem Camp mitgenommen.
Im Laufe des weiteren Nachmittag wurde durch die Übungsleitung mitgeteilt, dass sich im betroffenen Gebiet eine hochansteckende Seuche ausbreitet. Aus diesem Grund setzte die im Camp anwesende Mannschaft Sicherheitsmaßnahmen. Alle im Camp anwesenden Feuerwehrmitglieder wurden von dem Feuerwehrarzt untersucht. Außerdem fand eine umfangreiche Desinfektion statt. Für die Kräfte, die seit der Mittagszeit im Einsatz standen, wurde eine Zugangskontrolle eingerichtet.
Der Versorgungsdienst übernahm am heutigen Tag, neben der Versorgung der Niederösterreichischen Kräfte auch die Versorgung eines deutschen Moduls, das mit Hochleistungspumpen im Einsatz stehen.
In den Nachtstunden mussten noch zwei Aufgaben durch das Niederösterreichische Kontingent abgearbeitet werden. Ein Team kontrollierte Brückenpfeiler mit einem Schlauchboot und entfernte Verklausungen. Das zu Wasser bringen des Bootes stellte sich im Vorfeld dieser Aufgabe als besondere Herausforderung heraus. Ein zweites Team fuhr nochmals mit Feuerwehrrettungsbooten und Flachwasserbooten an jene Stelle, an der bereits am Nachmittag durch die Niederösterreichische Kräfte gearbeitet wurde. Diese Mal wird der Flussabschnitt stromabwärts durchsucht.


Foto Credit: Claus Neubauer / SID-Team NÖLFK