21.02.2018
Einsatzbilanz 2017: Pressekonferenz mit Regierungsspitze
NÖ Landesfeuerwehrkommandant Dietmar Fahrafellner präsentierte mit Landeshauptfrau Mag. Johanna Mikl-Leitner und ihrem Stellvertreter Dr. Stephan Pernkopf die beeindruckende Einsatzbilanz 2017 der NÖ Feuerwehren.
65.270 Mal läutete der Notruf:
2395 Menschen gerettet
Wieder einmal mussten die NÖ Feuerwehren in einem Jahr zu mehr als 65.000 Einsätzen ausrücken. Die Palette reichte von schweren Verkehrsunfällen auf Autobahnen bis zu tödlichen Bränden. Trotz einzelner regionaler Unwetter, blieb Niederösterreich im Vorjahr vor großflächigen Naturkatastrophen verschont. Stark gestiegen sind im Vorjahr die Brandeinsätze - und zwar von 3548 auf 4026. Eine Zunahme um 13,2 Prozent. Freude bereiten die Mitgliederzahlen, sie steigen nach wie vor. Wenngleich in der Nachwuchsarbeit großer Herausforderungen warten.
Insgesamt rückten die NÖ Feuerwehren im Vorjahr zu 43.253 technischen Einsätzen, 4026 Bränden, 12.708 Brandsicherheitswachen oder auch zu 5283 Fehl- und Täuschungsalarmen aus.
Staat spart fast 160 Millionen Euro
Um das gesamte Leistungsspektrum (Einsätze, Übungen, Aus- und Weiterbildung, Spendenaktionen, Veranstaltungen, etc.) zu bewältigen, waren im Vorjahr 2,3 Millionen Feuerwehrmitglieder nötig, die dafür 7,9 Millionen freiwillige Arbeitsstunden investiert haben. Umgerechnet auf einen Hilfsarbeiter-Stundenlohn von 20 Euro, haben die ehrenamtlichen Helfer dem Steuerzahler 158 Millionen Euro erspart.
Immer mehr Feuerwehrfrauen
Weiter erfreulich entwickelt sich die Zahl der weiblichen Beitritte zur freiwilligen Feuerwehr. 7061 Frauen verstärken derzeit unsere Einsatztruppen, ein Plus von 4,6 Prozent. Ein deutliches Indiz dafür, dass sich die Frauen in der Feuerwehr längst etabliert haben und hervorragende Arbeit leisten. So manche Dame hat bereits auch die Führungsebene erklommen. Sieben Frauen wurden bisher zu Kommandantinnen, 21 zu Kommandant-Stellvertreterinnen gewählt. Der Frauenanteil hat sich seit 2008 von 4200 auf 7061 deutlich erhöht.
Aktion in Volksschulen
Wenig Anlass zur Sorge gibt es bei der Feuerwehrjugend, den zehn- bis 15 jährigen Mädchen und Burschen. 5797 Mitglieder treffen sich wöchentlich in einer der 653 Jugendgruppen. Dass die freiwillige Feuerwehr bei jungen Menschen nach wie vor nicht an Attraktivität verloren hat, dürfte auch jener Aktion zu verdanken sein, die wir in den Volksschulen gestartet haben. Um junge Menschen für die freiwillige Feuerwehr zu begeistern, wurde in den 3. und 4. Klassen aller NÖ Volksschulen die Aktion „Gemeinsam.Sicher.Feuerwehr“ gestartet. Auf spielerischer Basis wird den Burschen und Mädchen vermittelt, wie sie bei den verschiedenen Gefahren richtig reagieren und wie auch die freiwilligen Feuerwehren im Alltag funktionieren.
Trotz allem droht in den nächsten Jahren durch geburtenschwache Jahrgänge eine Stagnation bei den Mitgliederzahlen.
„Brauchen jede Hand“
Landesfeuerwehrkommandant Dietmar Fahrafellner ist stolz auf das ungebrochene Engagement der 98.626 freiwilligen Feuerwehrleute in Niederösterreich: „Unsere Organisation ist ein Garant dafür, dass Menschen in Not rasch geholfen wird. Unsere Mitglieder diskutieren nicht über Solidarität, sie wird von ihnen gelebt – und das jeden Tag. So lange der Gesellschaft die große Bedeutung des Ehrenamtes bewusst ist, wird die Nachbarschaftshilfe auch weiterhin funktionieren. Dazu wird es künftig aber notwendig sein, auch selbst Hand anzulegen. Sich nur auf andere zu verlassen, ist zu wenig.“
Der Landesfeuerwehrkommandant richtet in diesem Zusammenhang einen Appell an alle Niederösterreicherinnen und Niederösterreicher: „Wir freuen uns über jedes neue Mitglied. Egal welchen Alters, welcher Herkunft, welcher Hautfarbe und welcher Religion. Bei der Feuerwehr zählt nur eines: Der Wille, anderen Menschen in Not zu helfen. Wer sich dafür entscheidet, wird es nicht bereuen und unterstützt damit eine Hilfsorganisation, die mit Abstand die höchsten Imagewerte in diesem Land genießt.
Mitgliederstand:
Freiwillige Feuerwehren: 1.629
Betriebsfeuerwehren: 90
Gesamtmitglieder: 98.626
Aktiv: 75.713
Reserve: 17.116
Jugend: 5.797
Frauen: 7.061
Umgesetzte Projekte
Rückerstattung Mehrwertsteuer:
Es war eine jahrelange Forderung der Feuerwehr, 2017 wurde sie umgesetzt: Das Land Niederösterreich erklärte sich bereit, die Mehrwertsteuer auf gesetzlich vorgeschriebene Einsatzfahrzeuge zu refundieren - ein Novum in Österreich. Durch diese Maßnahme ersparen sich die freiwilligen Feuerwehren jedes Jahr etwa 4,5 Millionen Euro.
Hepatitisimpfung:
Ein Durchbruch ist im Vorjahr auch bei der Gratis-Hepatitisimpfung gelungen. Während die Mitglieder aller Rettungsorganisationen, aber auch Ärzte, Sanitäter, Pflegemitarbeiter, Bestatter und auch Prostituierte einen Gratis-Impfschutz genossen, mussten sich Feuerwehrleute diesen Infektionsschutz selbst bezahlen. Damit ist es jetzt auch vorbei. In wenigen Wochen werden die ersten Impfdosen an die Feuerwehren bereits zugestellt.
Eröffnung zentrale Atemschutzwerkstätte:
In Tulln wurde ein Atemschutzzentrum geschaffen, wo alle 1719 NÖ Feuerwehren ihre Atemschutzgeräte günstig erwerben, aber auch reparieren lassen können.
Weitere umgesetzte Projekte:
Kooperation mit der Cobra
Wetter-App mit der ZAMG
Ankaufsaktion für Wärmebildkameras
Spektakuläre Einsätze 2017:
- Wohnhausbrand in einem Wiener Neudorf im 5. Stock, mehr als 20 Personen aus den Flammen gerettet.
- Wohnhausbrand In Krems: Mehrere Etagen in Vollbrand, keine Verletzten
- 163 Verkehrsunfälle nach heftigen Schneefällen
- Ein Öltankschiff läuft auf der Donau bei Langenzersdorf auf Grund, 300 Kubikmeter Diesel können abgepumpt und eine Umweltkatastrophe verhindert werden.
- Feuer in Weingut in Gumpoldskirchen: 12 Personen gerettet
- Chemieunfall im Krankenhaus Melk
- 65 Schafe bei Brand auf Bauernhof in Heinrichs bei Weitra verendet
- Explosion in einer Pizzeria in Hollabrunn, das Lokal ist völlig ausgebrannt
- Großbrand eines Bauernhofes in Dürnstein, zweitägiger Einsatz
- Lkw stürzt in Puchberg 400 Meter in die Tiefe, Lenker tot
- Wohnhausbrand in neuer Mehrparteienanlage in Haag, Dach in Vollbrand, 27 Wohnungen evakuiert.
- Neun Kälber in Atzenbrugg in Güllegrube gestürzt, alle Tiere gerettet
- Feuer in einem Klassenraum in Krems, Schule evakuiert, Kinder unverletzt
- Pkw stürzt bei Korneuburg in die Donau, Lenker tot
- Schwere Unwetter in den Bezirken Tulln und Amstetten
- Großbrand in einer Baumschule in Tautendorf, Besitzer erlitt nach Explosion schwere Verbrennungen
- Pkw kollidiert in St. Georgen mit einem Zug, Lenker von Feuerwehr befreit.
- Großflächiger Waldbrand zwischen Gutenstein und Muggendorf, 19 Stunden gelöscht
- Schwere Unwetter im Bezirk Gänserndorf
- Zahlreiche Flur-, Wiesen- und Feldbrände
- Waldbrand in Kleinzell, Einsatz des Flugdienstes
- Ammoniakaustritt bei Kühlaggregat in St. Pölten, Schadstoffeinsatz
- Brand auf Donau-Ausflugsschiff Höhe Schönbühel, 190 Passagiere gerettet
- 70 Schweine verenden bei Brand auf Bauernhof in Reichenbach
- 5 Todesopfer bei Unfall auf der A21 bei Alland
- Großbrand in Kremser Altstadt, mehrere Häuser zerstört
- Explosion eines Einfamilienhauses in Aspersdorf, Haus völlig zertrümmert
- Großbrand in einem Mehrparteienhaus, Dachstuhl in Vollbrand, gesamtes Haus evakuiert
- Zwei Großbrände in einer Nacht im Bezirk Waidhofen/Thaya: Brand eines Bauernhofes im Ortszentrum von Matzles und Feuer in einem landwirtschaftlichen Betrieb in Vitis.
- Insgesamt standen 265 Feuerwehrmitglieder im Einsatz
- Sturmtief "Hervart" verursacht in ganz NÖ enorme Schäden, 1500 Einsätze
- Gasexplosion in Baumgarten an der March
- Zugunglück in Kritzendorf
Projekte für 2018
Containerterminal:
Wenn Katastrophen eine Region oder das ganze Land bedrohen, ist vor allem eines gefragt: rasche und kompetente Hilfe. Das bedarf genügend Personalreserven, aber auch eines enormen Materialaufwandes. Da nicht jede Feuerwehr mit Großgeräten ausgerüstet werden kann, lagern viele Spezialmaschinen am Kat-Stützpunkt in Tulln - in großen Schiffscontainern. Derzeit sind diese verteilt auf verschiedenen Flächen am Gesamtgelände abgestellt. Das wird sich nun ändern. Noch im heurigen Jahr soll der neuer Terminal für 80 Container in Angriff genommen werden.
45 Container werden dabei in geschlossenen Boxen, 15 weitere in offenen und 20 Container auf einem Freilagerplatz geparkt. Gesamtfläche der Containerboxen: 3000 Quadratmeter. Zudem wird der Terminal um ein Bürogebäude mit Disponenten-, Besprechungs- und Sozialraum erweitert. Mit den dementsprechenden Manipulationsflächen (Anlieferung, Reinigung, etc.) und der befestigten Außenanlage wird der neue Containerterminal eine Fläche von knapp 12.000 Quadratmeter in Anspruch nehmen.
Text: Franz Resperger
Fotos: Alexander Nittner, Matthias Fischer